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BUCKET LIST: Urbex auf ex

Es war einmal ein Labor, in dem Neugierige ein seltsames Elixier zusammenmischten. Sie nahmen ein Stück von Archäologie, mischten es in einem Mörser mit Fotografie, rieben etwas Architektur hinzu, mischten Adrenalin mit Sport und erhitzten dann alles voller Neugier auf 360 Grad. So entstand URBEX – Urban Exploration. Die Entdeckung des ehemals Bekannten, jedoch in einer neuen Gestalt. Dabei handelt es sich um Funde von Objekten wie Katakomben, alten stillgelegten Gebäuden, Abwasserkanälen, stillgelegten Fabriken, Dächern, verfallenen Kirchen, einsamen Krankenhäusern, Tunneln und Brücken. Einige Enthusiasten suchen nach Überresten alter Maschinen oder Technologien. Sie bewundern, was einst perfekt gedient hatte und heute durch die Zeit oder jemandes Schuld nicht mehr lebt. Warum eigentlich? Diese Frage ist im Grunde die Methode eines jeden Ex-URBEXers. Doch fast alle sind sie Fotografen und Kameraleute, Editoren und Produzenten. Gleichzeitig professionelle Abhauer und Sprinter, insbesondere wenn sie erwischt werden. Komm auch du mit auf die Entdeckungsjagd nach interessanten Außen- oder Innenräumen in verlassenen Gebäuden. Gelange zu unzugänglichen Orten und poste sie im Netz. Der Ehrencodex eines jeden ehrenhaften Ex-URBEXers jedoch lautet: „Nimm nichts als Fotos mit, hinterlasse nichts als Fußspuren“. Es ist unzulässig, von den besuchten Objekten etwas mitzunehmen oder sie zu beschädigen. Weise vielmehr auf den Wert verlassener Dinge hin, fange sie in der Zeit ein und leiste einen Beitrag zu deren Restaurierung. Für den Einstieg bieten wir dir als einem Experten bzw. einem Ex-URBEXer eine Liste mit all dem, was für den Anfang zumutbar ist. Alles im Rahmen des Trainings.

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1. Sich als “Urbex-Hunter” fotografieren

Hütte Etelka

Die Welt bewegt sich vorwärts. Selbst Fotos sind nicht mehr das, was sie einmal waren. Trauerst du um die Vergangenheit? Wir nehmen es dir nicht übel, es ist nur das Handy, das etwas andere Fotos macht als früher einmal der Auslöser einer Flexaret-Kamera.

Apropos Nostalgie, es gibt viele alte und interessante Orte, an denen du keine lebende Seele mehr antreffen wirst. Doch noch vor wenigen Jahren wurden hier Werte geschaffen und Menschenschicksale geschrieben. Heute haben sie durch Verschulden der Zeit und verantwortungsloser Drahtzieher fremder Schicksale bereits ihre Legitimation verloren. Aber nicht die Magie und den Reiz, die sie verbergen. Unkonventionelle, verlassene, verkommene und halb verfallene alte Gebäude verdienen deine Aufmerksamkeit und sind einen Moment der Spannung wert. Verwahrlost und heruntergekommen, mit Pflanzen überwuchert oder mit Müll zugeschüttet ziehen sie an wie ein Magnet. Als Ausrüstung benötigst du ein Handy, eine Taschenlampe, gute Schuhe, einen Partner und Geduld. Das Ergebnis werden unvergessliche Erinnerungen und Insta-Pics sein. Werde zum Jäger von Urbex-Orten. Wenn du angstfrei bist, kommt Etelka als erste auf deine Bucket List.

Der alte Hochofen ist die schönste erhaltene Hütte in der Slowakei. Sie erreicht eine Höhe von 11 Metern und bis 1907 wurde darin Eisen geschmolzen. Das eiserne Herz der Gemerer Region und ein lebendiges Denkmal des Grafen Emanuel Andrássy aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war zu seiner Blütezeit derart erfolgreich, dass es die Hälfte der Gemerer Region ernährte. Heute ist nur noch teilweise das Hüttengebäude mit dem Hochofen erhalten. Es ist nach wie vor baufällig, man muss sich also beeilen, um seine ursprüngliche Form einzufangen. Die wird sich in naher Zukunft sicherlich verändern: Entweder stürzt der Ofen komplett ein, oder er wird von Enthusiasten gerettet und restauriert.

Hütte Etelka auf der Karte.

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2. Verschollene Hütte wiederfinden

Štefanská-Hütte

Immer noch voller Neugier und Lust, einzutreten? Nun, du liebst also Abenteuer. Auch deshalb wirst du dich sicherlich in die Urbex-Orte verlieben, vor allem aber in die tiefe Stille, die geheimnisvollen Geräusche und die unwiederbringliche Atmosphäre. Das alles bietet dir ein weiterer Urbex-Ort, diesmal in der Zips. Finde eine verschollene Hütte und entdecke den Momente-Fänger in dir. Besuche in Kluknava den Ortsteil Štefanská Huta, wo in den vergangenen Jahrhunderten (18.-19. Jahrhundert) die erste Fabrik in Europa zur elektrolytischen Raffination von Kupfer, Silber und Quecksilber gebaut wurde. Die Fabrik wurde in der Nähe einer Hammerschmiede errichtet, in der abgebautes Erz aus der gesamten Umgebung verarbeitet wurde. Der Graf František Czáky meinte es damit ernst und ließ auch Schachtöfen anbauen, wobei das kleine Eisenwerk noch bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs betrieben wurde.

Bis heute hat sich das Verwaltungsgebäude und das eigentliche Fabrikgebäude, zu dem einst eine Seilbahn führte, erhalten. Sie sind in einem bedauerlichen Zustand und kurz vor ihrem Niedergang. Fang dir ein Stück Geschichte ein, aber nur mit deinen Augen und Kamera. Lass die Steine ​​an Ort und Stelle liegen. Und genieße auch noch die gedeckte Holzbrücke aus dem Jahr 1832, die Bestandteil dieser Anlage war. Sie steht hier immer noch in ihrer vollen Schönheit und Funktionalität, man muss sie nur restaurieren und mit eigenen Füßen ehren.

Štefanská-Hütte auf der Karte. 

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3. Einen dunklen Tunnel durchqueren

Slavošovský-Tunnel

Hörst du sie schon, diese Stimme, die bei der Erkundung verlassener Objekte in dir erschallt? Hast du ein gutes Gefühl oder eher Angst? Hat dich eine Maus oder eine Fledermaus erschreckt? Das mögen sie, diese einzigartige Atmosphäre: Dunkelheit, Feuchtigkeit, Kälte… Ein ungewöhnliches Adrenalin-Erlebnis – man weiß ja nie, was einem im Untergrund begegnet – bietet dir der 2.400 Meter lange alte Slavošovský Eisenbahntunnel. Du durchquerst ihn im Dunkeln und trockenen Fußes. Du siehst nichts und dabei betrittst du doch den Mittelpunkt der Erde, und es ist, als wäre dieser Ort nur ein einziges Mal vom menschlichen Fuß betreten worden, nämlich als der Tunnel gegraben wurde. Du läufst eine Stunde lang und verlierst jegliches Zeit- und Ortsgefühl.

Der Slavošovský-Tunnel wird mancherorts als Tunnel unter dem Hügel Homôlka genannt. Mit dem Bau begann man im Jahr 1941 als Reaktion auf die Verschiebung der slowakischen Grenzen während des Zweiten Weltkriegs. Der Eisenbahntunnel sollte die durch die Staatsgrenze von der Welt abgeschnittenen Gemerer Gebiete verbinden. Er wurde erst 1944 durchbrochen, zumal der Krieg aber bereits ein Jahr später endete, wurde der Tunnel nie in Betrieb genommen und es gab keine praktischen Gründe mehr, diese Linie an den Start zu bringen. Also, gehst du hin? Vielleicht können wir dich mit einem Märchen überzeugen, das dir an einem Ende des Tunnels begegnet. Schließlich war die Gemeinde Slavošovce die Heimat unseres größten Märchenerzählers – Pavol Dobšinský.

Slavošovský-Tunnel auf der Karte

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4. „Klein-Budapest“ in der Slowakei entdecken

Eisenwerke in Drnava

Es scheint, dass Urbex in der Ostslowakei nur mit Bergbau und Hüttenwesen zu tun hat. Bleibt zu hoffen, dass wir Urbex nicht in Form von verlassenen Eisenhütten in Košice erleben werden. Ganz Košice würde sich wahrscheinlich in Urbex verwandeln. Doch nein! Weg mit solchen Gedanken, jetzt verwöhnen wir dich erst einmal mit einem gefälligen Urbex – dem kleinen Budapest. Auch dieses gilt es im Südosten unserer Region, direkt am Rande der Welt zu entdecken. Auch dort wurde vor langer Zeit eine Wettkampfdisziplin – der Bergbau – entdeckt. Wer überlebt? Welcher überlebt besser? Ein hartes, aber faires Spiel mit der Natur, unfair mit den Finanzmärkten.

Die unterirdische Sportart hat in Drnava eine jahrhundertealte Tradition, insbesondere aber die bedeutenden Eisenerzvorkommen. In der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts wurden sie von der Familie Szontágh ausgebeutet, Anfang des 18. Jahrhunderts erwarb sie Familie Andrássy. An Stelle der ursprünglichen Hammerschmieden wurde hier ein Eisenwerk errichtet – angeblich das produktivste in ganz Ungarn. Kein Wunder, dass sich die Aufträge aus den berühmtesten Städten Englands, Deutschlands, Tschechiens und Österreichs mehrten. Denkwürdig sind etwa Aufträge für Geländer an den Hafendämmen der Donau oder für Kandelaber der Großstädte. Sicherlich am berühmtesten ist jedoch die Kettenbrücke, die Pest und Buda miteinander verbindet – die sogenannte „Lánchíd“ in der Hauptstadt von Ungarn. Für ihre Qualität wurde das Eisenwerk in Drnava (Dernői vasgyár) vom Kaiser Franz Josef I. persönlich gepriesen, der Drnava aufgrund seiner Zufriedenheit mit der Arbeit der Gemerer Hüttenwerker „Kis Pest“, d.h. Klein-Pest, nannte.

Nichtsdestotrotz verfiel die angesehene Eisenhütte allmählich und wurde Anfang des 20. Jahrhunderts geschlossen. Die Grube Dionýz wurde noch bis in die 1950er Jahre befahren. Lerne auch du den Ort kennen, an dem sich der Genius Loci erhalten hat. Und natürlich auch Reste von Fundamenten und vor allem Spuren in der Landschaft. Es braucht nur ein wenig Ruhe und Fantasie, um all dies zu entdecken und in Erinnerungen einzuschmelzen.

Eisenwerk in Drnava auf der Karte.

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5. Ein Herrenhaus in der Wildnis finden

Schloss Skároš

Wenn du Urbex-positiv bist, dann weißt du, dass kaum eine Tür dich davon abhalten kann, wenn du irgendwohin gelangen willst. In Skároš an der slowakisch-ungarischen Grenze braucht man keine Tore mehr zu öffnen. Zeit, mangelndes Interesse und Verantwortungslosigkeit der Verantwortlichen haben sie umgeworfen. Einst ein charmanter Landsitz aus dem Ende des 19. Jahrhunderts, war es der Sitz der Adelsfamilie Fekete. Der Architekt Arpád Jakab entwarf das Herrenhaus mit viel Gefühl und Kreativität, ähnlich wie andere Bauwerke in Košice, darunter den berühmten Jakabs Palast.

Das Herrenhaus in Skároš befindet sich im Zentrum der Gemeinde und war noch Anfang der 1990er Jahre funktionsfähig. Es ist unergründlich zusehen zu müssen, wie es allmählich verfällt. Als sein Dach einbrach, begann der Wettlauf um die Zeit. Diejenigen, die den Landsitz noch retten wollen, verlieren, und ehe der Eigentumsstreit um das Herrenhaus beigelegt ist, verwandelt es sich wohl in eine Ruine. Bilderfänger haben damit nicht nur eine Chance, sondern buchstäblich einen Auftrag. Sich durch das ganze Dickicht und Astwerk einen Weg bis ins Innere zu schlagen. Dort wartet kein Dornröschen, sondern ein Bild der Gegenwart, verwunschen in den Ziegeln und Steinen des ehemaligen Herrenhauses.

Herrenhaus Skároš auf der Karte.

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6. In der Geschichte baden

Kurort Sobrance

Das älteste Zeugnis über das „slowakische Karlsbad“ stammt aus dem Jahr 1336. Natürlich ist in den Annalen nicht vom Kurort mit diesem Namen die Rede, sondern einfach nur von den heilenden Sempliner Salzbrunnen. Andere Aufzeichnungen erwähnen die Behandlung armutsbedingter oder rheumatischer Krankheiten. Um 1800 gab es hier bis zu 42 Gästezimmer und behandelt wurden auch Hautkrankheiten. Das Interesse der Gäste war so groß, dass Häuser in den umliegenden Dörfern angemietet werden mussten. Bedauerlicherweise wurde der Kurort im Ersten Weltkrieg zerstört, weshalb Graf Staray ihn an eine Aktiengesellschaft veräußerte. Diese konnte die Heilbäder teilweise restaurieren, doch nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Ausstattung der Bäder vollständig ausgeplündert. Ihr Betrieb wurde erst 1960 vom örtlichen Nationalkomitee wieder aufgenommen. Doch weder ihr großer Ruhm noch die Bedeutung des Mineralwassers reichten zum Überleben der Heilbäder aus, und so erlebten sie 2004 ihren endgültigen Niedergang. Ob jedoch für immer und ewig, darüber wird in diesen Monaten und Jahren noch verhandelt. Es wird sich schließlich zeigen, du kannst dich aber inzwischen schon einmal beeilen, um dort in alter wie neuer Geschichte zu baden und dabei festzuhalten, was in einigen Jahren sicherlich nicht mehr Realität sein wird. Und wenn du sprudelndes Wasser aus dem Boden entdeckst, befeuchte wenigstens deine Hände, der Schwefelgeruch bleibt dir noch lange danach erhalten.

Kurort Sobrance auf der Karte.

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