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Der frustrierte Graf und sein barocker Vergnügungspark

Sans Souci – Tausendjährige Kapelle

Ein barocker Vergnügungspark hier bei uns, in der Slowakei? Warum nicht, auch wenn – wie bei uns schon üblich – nur noch ein Torso davon übrig blieb. Zum Glück dennoch ein wertvoller, genannt auch die Tausendjährige Kapelle. Und wie schon üblich, ist auch diese Kapelle keine tausend Jahre alt, aber das ist auch eine andere Geschichte.

Die Weltregion Košice hätte noch weltlicher sein können, und tatsächlich war sie es für eine Weile, in einer Zeit, als auf dem Hügel Zámčisko oberhalb der Gemeinde Iliášovce in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts buchstäblich ein Juwel der Aufklärung – ​​das Lustschloss Sans Souci – erwuchs. Es wurde von dem ortsansässigen Grafenpaar Štefan und Júlia Csáky nach dem Vorbild des Lustschlosses von Friedrich II. in Potsdam erbaut. Es sollte ein Ort der Zerstreuung, Unterhaltung und aufklärerischer Debatten nicht nur für die gräfliche Familie, sondern auch für die breite adelige Umgebung sein. Mittelpunkt des Areals war die Stephanskapelle, die sich – vor allem dank dem Engagement lokaler Enthusiasten – als einzige Erinnerung an die majestätische Anlage erhalten hat. Im Komplex befanden sich zahlreiche Paläste und Gebäude. Nach historischen Aufzeichnungen gab es hier einen Grafenpalast mit einer reichen Bibliothek, einen Gästepalast, ein Gebäude für Beamte und Diener, einen Pavillon, eine Einsiedelei, einen Spielplatz für Ballspiele, einen Schießstand für Bogenschützen sowie eine Rennbahn. „Parnass“ nannte das Ehepaar den Hügel, auf dem das Lustschloss stand – hier hatte auch Apollon seinen Saal mit dem Gemälde „Neun Musen“. Das Tal hinter dem Hügel, in dem sie ein Kurbad errichten ließen, wurde das „Dafné“-Tal genannt. Die aufwendige Lebensweise ohne ein adäquates Einkommen brachte die Familie Csáky jedoch bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts in den Ruin. Der frustrierte Graf ließ in einem Wutanfall das Lustschloss räumen, die Gegenstände verkaufen, die gesamte Anlage abreißen und in Brand setzen. Erhalten blieben nur die Kapelle und ein Obelisk, die den einstigen Glanz des Lustschlosses dokumentieren. Die Kapelle, die an einem Ort mit herrlicher Aussicht steht, bezeichnen die Einheimischen heute als die Tausendjährige Kapelle, obwohl sie nur 23 Jahre lang ihren Zweck erfüllte. Ihr gegenüber steht stolz eine Kopie des 12 Tonnen schweren Obelisken, als würdige Erinnerung an den aus Iliašov stammenden Grafen Csáky, aber auch an das Juwel der Aufklärung, das einst auf dem Hügel Zámčisko stand. Es ist jedoch gleichzeitig auch ein Mahnmal gegen unvernünftiges oder leichtfertiges Wirtschaften, das sich, entgegen allem Ruhm, der Spielsucht und der Unterhaltung beugte.

Zur Kapelle Sans Souci führt ein rot markierter Rundwanderweg aus Spišská Nová Ves, sowie nicht markierte Wanderwege aus Iliašovce, Smižany und Harichovce.

Tipps für Ausflüge in der Umgebung

Nur wenige Kilometer von den Toren der Städte Spišská Nová Ves oder Levoča entfernt zu sein bedeutet, dass man als Tourist seine Reise durch das Kaschauer Weltparadies mit einer Reihe attraktiver Orte bereichern kann – vor allem mittelalterlicher Orte, die allgemein bekannt und in der touristischen Informationsbasis beschrieben sind. Sollte jedoch der Wunsch nach Abkühlung oder der Ruf der Wildnis stärker ist als die Tore der städtischen Denkmalschutzgebiete, dann sollte man auf die Stimme seines Herzens hören und sich in den nördlichen Teil des nahe gelegenen Slowakischen Paradieses, nach Poráč oder in die Hohe Tatra in die Natur aufmachen.


Dienstleistungen in der Umgebung

Pension Sypanec, Spišský Hrušov 

Pizza Timas, Jamník 289, 05322