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Paradoxa der Gemerer Region. Verlorene und wiedergefundene Hüttenwerke

Karlshütte und Etelka

Gemer ist nicht nur für die Einheimischen eine nur wenig erforschte Region. Es ist das Kaschauer Weltparadies mit faszinierenden Standorten, das die Ost- und die Mittelslowakei überbrückt und die Menschen wie ein Magnet anzieht. Es entfacht Leidenschaften und kühlt mit der Realität imposanter Paradoxa ab. Etwa als auserwähltes Land des ungarischen Adels gegenüber der Heimat slowakischer Förderer des nationalen Bewusstseins, oder in der Vergangenheit dank des Bergbaus der reichste Teil Europas oder gar der Welt, heute eine der ärmsten Regionen der Slowakei. Oder ein weiteres Paradoxon – Gemer als Heimat prachtvoller Kirchen und theologischen Denkens im Gegensatz zu geschlossenen und zerstörten Kirchen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts… Was lässt sich dazu noch sagen?

Doch nicht nur Literatur und Bergbau hinterließen tiefe Spuren im Gemerer Land. Auch das Hüttenwesen wurde zu einem Phänomen. Einer seiner bekanntesten Förderer war der Eiserne Graf Emanuel Andrássy. Trotz aller Bemühungen blieb Gemer jedoch bis heute voller Paradoxa und Unverständnisse. Längst vergangen sind die Zeiten, in denen der Abbau von Gold, Silber und zahlreicher Erze Entwicklung, Fortschritt und Modernisierung herbeiführte. Auf Initiative von Karol Andrássy wurde 1843 der Bau des ersten Hochofens nahe der Gemeinde Vlachov am Zusammenfluss des Flusses Slaná und des Bachs Dobšinský potok vollendet. Er diente zur Verarbeitung von Erz aus nahe gelegenen Minen, hat sich jedoch nicht erhalten.

Daher gründete Emanuel Andrássy 1868 die Salgótarjáner Aktiengesellschaft mit dem Zweck der Verarbeitung der Gemerer Erze zur Schienenherstellung, im Zuge der Entwicklung des Eisenbahnverkehrs. Zwei Jahre später wurde der Bau des Hochofens Karol beendet. Laut der Universität Sheffield gilt die Karlshütte als einer der bedeutendsten historischen Hochöfen Europas. Trotzdem verfällt das nationale Kulturdenkmal. Der Hochofen hat eine Säulenkonstruktion mit offenem Herd (Boden des Ofens) mit einem Volumen von 28 Kubikmetern und einer Höhe von 12 Metern. Ein gusseiserner Erhitzer diente zum Erhitzen der Luft und der Blasebalg wurde durch zwei Wasserräder angetrieben. Die Effizienz des Ofens war so hoch, dass nur ein Teil der Produktion in den Hammerwerken verarbeitet und der Rest als unverarbeiteter Rohstoff veräußert wurde. 1884 wurden hier 5.162 Tonnen Roheisen produziert. Eine viel größere Beteiligungsgesellschaft, die Rimamurány-Sálgótarjáner Eisenwerk AG, genannt RIMA, kaufte alle Hütten und Hammerwerke von Vidová bis Dobšiná auf. Paradoxerweise wurde jedoch 1907 der Betrieb der Karlshütte aufgrund ihrer Rückständigkeit eingestellt. Das war der Beginn ihres schrittweisen Niedergangs, und ein Grund mehr, sich mit ihrem Besuch zu beeilen. Trotz des enormen Wertes und ihrer Bedeutung muss man sich auf eine baufällige Backsteinruine mit verwilderter Umgebung gefasst machen. Der Zugang könnte etwas kompliziert sein, zumal sich dort eine Schranke und ein Schild befindet, welches die Bewegung auf dem Gelände einschränkt. Die umliegenden Grundstücke und Gebäude sind im Besitz eines holzverarbeitenden Betriebes.

Zur Hütte gelangt man, indem man die Hauptverkehrsstraße zwischen Rožňava und Dobšiná verlässt, nahe der Gemeinde dann auf die Brücke über den Fluss Slaná abbiegt. Die nicht zu übersehende Hütte befindet sich nur wenige hundert Meter von der Straße entfernt.

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Die Karlshütte ist nicht die einzige, die erhalten geblieben ist. Auch die Hütte Etelka in Nižná Slaná entfacht den Wissensdurst. Den Hochofen ließ ebenfalls Graf Emanuel Andrássy 1867 an der Stelle zweier älterer Hochöfen erbauen und benannte ihn diesmal nach seiner Mutter. Etelka war in der Zeit des größten Hüttenwesen- und Bergbaubooms in den Jahren 1867 – 1907 in Betrieb. Doch gerade mal das Hüttengebäude mit dem Hochofen ist von dem umfangreichen Betrieb erhalten geblieben. Die Bürgervereinigung OZ Barbora engagiert sich für deren Erhalt und eine teilweise Rückführung in den ursprünglichen Zustand um 1910. Das Gebäude ist deshalb umzäunt und für die Öffentlichkeit unzugänglich. Etelka kann man sich jedoch aus einiger Entfernung ansehen und mit der Kamera festhalten.

Als weiterer Zwischenstopp bietet sich der Aussichtsturm auf Prieloh im Kataster der Gemeinde Vlachovo an, der restauriert und 2016 eröffnet wurde. Die kürzeste Weg dorthin führt von der nahe gelegenen landwirtschaftlichen Genossenschaft. Er ist bereits an der Straße 67 ausgeschildert.


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